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Die beiden Künstlerinnen Lisa Hofmaninger und Judith Schwarz, die seit einigen Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeiten, widmen sich der Urform des Aufeinandertreffens orientalischer Klänge. Ähnlich wie bei den traditionellen Davul-Zurna-Ensembles, die im gesamten orientalischen Raum verbreitet sind, treffen "Blasen" und "Schlagen" aufeinander: Vor dem Hintergrund einer Architektur der fernöstlichen Vergangenheit finden Sopransaxophon und Schlagzeug, Bassklarinette und Schlitztrommel in den zeitgenössischen Dialog und die außergewöhnliche Interpretation der beiden Musiker.

Das Ausgangsmaterial für das gemeinsame Erklingen der Musiker sind eigene Kompositionen, Stimmungsbilder und Geschichten, die jedoch immer auf die Akustik und Atmosphäre des Ortes abgestimmt sind. Die Verliebtheit in den Klang und die kindliche Freude am Experimentieren mit den Instrumenten bilden die Essenz dieses Ensembles, das den Zuhörer letztlich in seinen Bann ziehen soll.

Fotocredits: Michele Yves Pauty

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Hinter Matte/Glossy verbirgt sich Violeta, eine ehemalige Punksängerin mit klassischer Gesangsausbildung, die 2017 in Wien Matte/Glossy mit der Absicht gründet, das Produzieren von Popsongs in Eigenregie zu lernen. selbst zu produzieren. Sie bietet den zeitgenössischen Prototyp einer Selfmade-Musikerin, die im und produziert in ihrem Schlafzimmer. Sie kreiert fremdartige Popsongs, kurz und unvorhersehbar, in denen alle Protagonisten von der Lyrik ihrer Stimme getragen werden, umgeben von Schichten von Harmonien und Dissonanzen.

Foto Credits: Lucia Pugena

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Da wo die klassischen Ideen des Indie-Rock-Revivals an kommerzielle Grenzen stoßen, fangen SIAMESE ELEPHANTSan ihr eigenes Süppchen zu kochen. Gewürzt mit Reminiszenzen an Garage-Rock, Funk, Discound den besten Momenten britischer Bandgrößen der 2000er, machen die vier Wiener Gitarrenmusik ohne Schnickschnack –dafür aber mit viel Authentizität und einer Lust am Unkonventionellen.Dieses Denken und Tunbrachte den vier Jungs mittlerweile nicht nur heimische Erfolge ein, sondern auchinternationaleRadiochartplatzierungen und Konzerte von Paris bis hin zum renommierten Reeperbahnfestival in Hamburg.Die millionfachgestreamte Single „Dancing in the City“ ihrer EP „About Astronauts“(2019) sorgte für gespannte Ohren, als die BandihrDebut-Albummit der Welt teilte.„What Happened At The Social Club?“(2021)ist eine nicht ganz unironische Verhandlung des Status Quo, in dem eine Generation zwischen Instagram und Optimierungswahn festhängt.Dabeischaffen Siamese Elephantsihren eigenen Sound in gleichem Maße konsistent und abenteuerlustig zu gestalten, vermählen verspielt die Vergangenheit mit einem skeptischen Blick auf die Zukunft.(Text by Seayou Records & Reeperbahnfestival)
Bild: Julia Elzea

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Pauls Jets (auch die Jets genannt) tauchen relativ plötzlich im zweiten Drittel der 2010er Jahre in Wien auf. Bald schon ist der seltsame Sound der Band, die irgendwie nicht so richtig produziert klingt, eine kleine neue Größe in der österreichischen Musiklandschaft. FM4 spielt Songs wie "Diese Villa ist verlassen" und "Üben üben üben", die Jets treten mit dem Song "Ich komme in den Park" in der bekannten Fernsehshow "Willkommen Österreich" auf. Doch was wollen die Jets eigentlich? But why? Das 2019 erschienene Album "Alle Songs bisher" gibt darauf zwar keine richtige Antwort, legt aber mit 16 Tracks ein Plädoyer gegen die Kleinkariertheit des Indie-Pops hin, oder wirft es hin, eher. Dada trifft auf Pathos, Ansagen wie "Wo stehst du mit deiner Kunst , Baby" auf Pop Perlen wie das Slacker-Liebeslied "22703". Schön, dass das Debut vom Musikexpress die seltene Höchstwertung von 6/6 erhält und in die österreichischen Albumcharts einsteigt. Es sind weniger die Inhalte als die Kontraste, die die Band kreiert; da sind Popsongs, die den Pop bedienen als auch unterwandern wollen… Das zweite Album „Highlights zum Einschlafen“ (2020) zeichnet mit Titeln wie „Blizzard“ oder „Die dunklen Prinzessinnen der Nacht“ ein etwas düstereres Bild, das gar nicht so schlecht zur ebenso wenig hoffnungsvollen Coronazeit und dem damit verbundenen Rückzug ins Private passt. 
Mit der neuen Single „Jazzfest“ (2021) und dem Signing beim Berliner Label Staatsakt schlagen die Jets eine neue Richtung ein und kündigen ein drittes Album für 2022 an. Die Jets sind Romy Jakovcic, Paul Buschnegg, Xavier Plus und Kilian Hanappi (seit 2021).

Fotocredits: Natalie Grebe

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Das schreibt Robert Rotifer über Crush:
Wenig ist süßer im Leben als der seltene Glücksfall, im Taxi auf dem Heimweg um drei Uhr früh plötzlich ganz genau den richtigen Song zu
hören. Sundown, die neue EP der auf ebenso melancholische wie mitreißende Pop-Hymnen spezialisierten Grazer Band Crush, eröffnet gleich vier
Chancen zu solch einer raren Epiphanie im Morgengrauen.
Das im Song Sundown besungene Versinken der Sonne verkehrt sich über dem anderen Ende Stadt in das unwiderstehliche Anbrechen eines neuen Tags.
„Man ist noch in diesem Moment verhaftet, sieht aber, dass eine Zukunft auf einen wartet“, so formuliert es Sängerin und Texterin Christina Lessiak: „Es ist ein neuer Anfang, man lässt Dinge hinter sich und weiß nicht so recht, ob alles so hinhaut, wie man es sich vorstellt, aber für diesen Moment ist das genug.“
Sundown ist nicht bloß die einzige in sedierter Half-Time in den Raum  schwebende Nummer auf diesem ersten Release seit dem 2017 erschienenen, ungestümen Debüt-Album Sugarcoat. Der Song verlässt auch die von Crush bisher bewanderte Klangwelt des Gitarren-Pop in Richtung einer unterkühlt schimmernden Eighties-Ästhetik. Das passt zum Gleiten unseres Taxis über eine verlassene Stadtautobahn in Richtung der schlafenden Vorstadt. Lessiaks Stimme, erinnernd an eine frühe Madonna vor dem ersten Kaffee, trifft erst auf eine abfallende Keyboard-Linie, dann auf den Puls eines Bass-Synths und Grauzone-verdächtige Morse-Codes. „You're cruel / Of no use / unaware / I fear the cold“
Wie es Blondie einst so meisterlich vorexerzierten, so kontrastieren auch Crush die retrofuturistisch urbanen Synthscapes mit dem knalligen Garagen-Beat von „There You Go“, leichtfüßig hingeworfen von Bassistin Verena Borecky und Schlagzeuger Florian Kolar (seit den Aufnahmen ersetzt durch Jakob Puttinger), stilgerecht dekoriert mit Keyboarderin
Katrin Boreckys Farfisa-Fills und einem kompakten 12-String-Solo von Gitarrist Christian Lach. In „Wake Me Up“ schaltet jener dann den Vibrato-Effekt ein, denn hier
geben sich Crush endlich ihrer schon auf den ersten EPs Damaged Good und No Easy Way so herzerweichend demonstrierten Schwäche für beatleske
Dur-Moll-Wechsel hin – samt dezenten Anklängen an „Shake Some Action“  von den Flamin' Groovies.
Aber was ist all das gegen die blanke Chuzpe, heutzutage einen Song „Twist and Shout“ zu nennen, der erst sehnsüchtig in einem fiktiven Teenagerinnen-Schlafzimmer der Phil Spector-Ära schwelgt, um sich ab Sekunde 47 kopfüber die Stiegen runter in einen Rock'n'Roll-Keller zu stürzen. „The night is good / So good! / Don't push me into the deep“,
heißt es da, denn „Tonight is all / All that I've got / Thanks to you / Loving me when I am out of tune / Twist and shout is what I want to do.“
Dabei sind sie doch alles andere als out of tune, Christina Lessiak und die ihr so sicher wie der eigene Schatten folgende zweite Stimme der Katrin Borecky. Aus unerfindlichen Gründen hat sie noch nie jemand die Everly Sisters von Graz genannt. Das sei jetzt berichtigt.
Die Aufnahmen zu Sundown entstanden zwischen April und August 2019 im Heimstudio von Thomas Grassegger, der als Live-Techniker der Band die Zündkraft ihres Pop-Appeals zu bündeln weiß. Gemastert wurde die EP unter Einsatz der Luxusohren des in allen Genres gewandten Patrick Pulsinger.
Crush, so lobte einmal jemand überschwenglich, „vertonen genau die Verheißung ihres perfekt vieldeutigen Bandnamens: Crush im Sinne des Verknalltseins, Crush im Sinne der aus der Dose sprühenden, zuckrigen Limo und Crush im Sinne des Zermalmens des Missmuts, der uns alle zurückhält, unter dem schieren Positivismus des Pop. Wären Crush nicht
2015 aus Graz, sondern 1978 vom Ladbroke Grove gekommen, sie wären längst so groß wie die Pretenders.“ Und dazu stehe ich immer noch.

Fotocredits: Crush/Johanna Dorner