Mehr Musik aus Detroit!

Und was war mit Motown?

Temptations und Supremes waren die Heuler der Motorcity, sanfter Northern Soul, der zweifelsohne den späteren Techno-Helden aus Kindheitstagen in den Ohren herumflog. Weil das so selbstverständlich ist, haben sie das gar nicht erwähnt (es war ja in der Luft), und führen stattdessen die Antithese an: New Order, Depeche Mode, Kraftwerk, also lauter Musiken aus der Alten Welt, die sehr weit von Soul und „soul“ gelagert war. Was diese Bands zum Ausdruck bringen wollten, war die Entfremdung, die Verfremdung, und dass sie darin weiter gehen konnten und wollten. Wenige Töne, offene Akkorde, kühl bis kalt, elektronisch-künstlich, keine Herzlichkeit, keine Verbindlichkeit, kein Protest, nur das Leiden der Roboter. Insofern für Detroit passend, wo die Eltern der Techno-Generation von ebendiesen aus den herzlichen Autowerken vertrieben worden waren oder zu blossen Handlangern und maintenance Personal verkommen – nichts, woraus sich ein Arbeiter einen Stolz machen kann, ein Stahlindustrie-Arbeiter, Krone der Schöpfung, das Gelbe vom Ei, der Adel der working class. Ja, hätten sie auf Emma Goldmann gehört … so blieb von Emma nur ihr anderer Ansatz, der Tanz: "If I can’t dance, I don’t want your revolution", so wird sie in Seattle zitiert auf dem Global Forum Congress. Auch von diesen T-Shirts lebt wieder jemand.

T-Ford jedenfalls ist auch der Anlass für Aldous Huxley’s Brave New World, gerne mit Schöne Neue Welt übersetzt, aber 'brave' ist eben auch tapfer, heldenhaft, eine Bedeutung, die dem Deutschen hier fehlt. Ford ist der dortige Verehrte, und das T wird angebetet anstelle des Kreuzes. Die 'assembly lines' produzieren Embryos, keine Autos, und irgendwo ist auch noch eine wilde Natur. Doch die neuen Menschen sind schon auf ihre Schicksale präpariert und von Geburt an zufrieden mit ihrem „lot“, und die Konditionierung im Schlaf gibt ihnen noch den rest(lichen Begeisterungsschub). Ich bin so froh, dass ich ein Delta bin …

Techno in Detroit hat also in den 1980er Jahren einen Schub gebracht, aus den black holes dieser Donut-Style Gegend. Die Welle hat Europa überrollt und bringt immer noch Geld für die Produzenten. Detroit ist entvölkert, es gibt jede Menge Platz, warehouses, lofts, Fabrikshallen, Keller für Musik und Parties, und letztlich hat sich jetzt also die Kunstszene eingefunden.

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