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Europäische Literaturtage - Queer, fluid, posthuman

Elisabeth Klar und Kes Otter Lieffe erzählen in ihren Romanen von einer postapokalyptischen Welt. Auf unterschiedliche Weise machen sie queere Daseinsweisen zum Thema, posthumanes Leben ebenso wie zukünftige Lebensweisen. Es gibt uns von Elisabeth Klar spielt in der Zukunft. In einer verstrahlten Stadt leben Mischwesen und Mutan:innen. Zum Überleben brauchen diese posthumanen Lebenswese die Qualle Oberon und ein geweihtragendes Wesen. Für sie überlebensnotwendig sind Licht und ekstatische Feste. Als die Qualle Oberon im Liebesspiel stirbt, übernimmt das Schleimtierchen Müxerl ihre Aufgabe. Denn in dieser zukünftigen Stadt herrscht ein besonderes Gesetz: Was du zerstörst, musst du reparieren! Von wo wir kommen werden von Kes Otter Lieffe handelt in naher Zukunft. Nach den wirtschaftlichen Krisen der 2020er Jahre wurde die Demokratie durch ein autoritäres Regime abgelöst. Der Klimawandel ist unumkehrbar. Marginalisierte, queere und trans*Charaktere werden verbannt. Ein an Orwells 1984 erinnernder Überwachungsstaat kontrolliert Sprache und Ernährung und rekrutiert Sex*arbeiterinnen für das Luxusleben der Elite. Es bilden sich Widerstandsnester, eine queere Schwarmintelligenz entsteht.

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23:30

Europäische Literaturtage - Das Nachleben der Vergangenheit

Mit Raphaëlle Red spricht Moderator Rainer Moritz (Hamburg). Die Autorin wuchs in Paris und lebt heute in Berlin. Mit Akidou gelang ihr ein außergewöhnlicher Debutroman über eine junge Frau, die auf Reisen geht. Sie ist auf der Suche nach ihrer Herkunft, nach Ihrer Zugehörigkeit und nach der Zerrissenheit, die sie empfindet. Akidou, die Hauptfigur ihres Romans, ist die Tochter einer Französin und eines Togoers. Sie kennt ihre Familiengeschichte kaum, weiß nicht einmal, wie ihr Name richtig ausgesprochen wird. Als sie eines Tages ihres urban schicken Lebens überdrüssig wird und nach Togo reist, ist ihr nicht klar, wonach sie eigentlich sucht. Die anderen stellen die Fragen: wer ihr Vater und ob sie schwarz oder weiß oder beides ist, was sie hier in Togo sucht? Vieles bleibt für sie ungreifbar. Entlang der afrikanischen Westküste reist sie weiter bis in die USA, beginnt Geschichten zu sammeln, Vergangenheit und Gegenwart zu erforschen. Eines Tages hört Akidou die Stimme ihres verschwundenen Vaters. Fragen brechen in ihr auf: Wie gegenwärtig ist die Vergangenheit? Wie gegenwärtig die Kolonialgeschichte? Wie gegenwärtig sind Versklavung, Verschleppung, Demütigung im Leben einer jungen Europäerin?

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Europäische Literaturtage - Das Wissbegierden der Zukunft

Seit seinem Debut Frühling der Barbaren zählt Jonas Lüscher zu den erfolgreichsten Schriftstellern des deutschen Sprachraums. Mit großer sprachlicher Meisterschaft behandelt er aktuelle Themen unserer Gegenwart. Sein jüngster Roman Verzauberte Vorbestimmung gründet auf Lüschers persönlichen Erfahrung mit einer schweren Corona-Erkrankung. Lüschers Erzähler lag ebenfalls im künstlichen Koma und geht nach seiner Genesung auf Reisen quer durch Europa und stößt dabei auf die Geschichte des Kapitalismus. Er ist ein Technikskeptiker, dem die moderne Wissenschaft das Leben gerettet hat. Fluch und Segen der Wissenschaft begleiten ihn auf seinen Reisen. Er verwebt Geschichten über einen Soldaten bei Giftangriffen des Ersten Weltkriegs, einen böhmischen Weber während der industriellen Revolution, der durch einen automatisierten Webstuhl ersetzt wird, oder eine Androidin im Kairo der Zukunft. Stets schwingt die Frage mit, in welchem Verhältnis Menschen zu Maschinen stehen. Wovon träumen wir Menschen, die vom Kapitalismus geprägt sind? Und träumen etwa auch die Maschinen, die sich zunehmend gegen den Menschen erheben?

  • Mit Raphaëlle Red spricht Moderator Rainer Moritz (Hamburg). Die Autorin wuchs in Paris und lebt heute in Berlin. Mit Akidou gelang ihr ein außergewöhnlicher Debutroman über eine junge Frau, die auf Reisen geht. Sie ist auf der Suche nach ihrer Herkunft, nach Ihrer Zugehörigkeit und nach der Zerrissenheit, die sie empfindet. Akidou, die Hauptfigur ihres Romans, ist die Tochter einer Französin und eines Togoers. Sie kennt ihre Familiengeschichte kaum, weiß nicht einmal, wie ihr Name richtig ausgesprochen wird. Als sie eines Tages ihres urban schicken Lebens überdrüssig wird und nach Togo reist, ist ihr nicht klar, wonach sie eigentlich sucht. Die anderen stellen die Fragen: wer ihr Vater und ob sie schwarz oder weiß oder beides ist, was sie hier in Togo sucht? Vieles bleibt für sie ungreifbar. Entlang der afrikanischen Westküste reist sie weiter bis in die USA, beginnt Geschichten zu sammeln, Vergangenheit und Gegenwart zu erforschen. Eines Tages hört Akidou die Stimme ihres verschwundenen Vaters. Fragen brechen in ihr auf: Wie gegenwärtig ist die Vergangenheit? Wie gegenwärtig die Kolonialgeschichte? Wie gegenwärtig sind Versklavung, Verschleppung, Demütigung im Leben einer jungen Europäerin?
  • Seit seinem Debut Frühling der Barbaren zählt Jonas Lüscher zu den erfolgreichsten Schriftstellern des deutschen Sprachraums. Mit großer sprachlicher Meisterschaft behandelt er aktuelle Themen unserer Gegenwart. Sein jüngster Roman Verzauberte Vorbestimmung gründet auf Lüschers persönlichen Erfahrung mit einer schweren Corona-Erkrankung. Lüschers Erzähler lag ebenfalls im künstlichen Koma und geht nach seiner Genesung auf Reisen quer durch Europa und stößt dabei auf die Geschichte des Kapitalismus. Er ist ein Technikskeptiker, dem die moderne Wissenschaft das Leben gerettet hat. Fluch und Segen der Wissenschaft begleiten ihn auf seinen Reisen. Er verwebt Geschichten über einen Soldaten bei Giftangriffen des Ersten Weltkriegs, einen böhmischen Weber während der industriellen Revolution, der durch einen automatisierten Webstuhl ersetzt wird, oder eine Androidin im Kairo der Zukunft. Stets schwingt die Frage mit, in welchem Verhältnis Menschen zu Maschinen stehen. Wovon träumen wir Menschen, die vom Kapitalismus geprägt sind? Und träumen etwa auch die Maschinen, die sich zunehmend gegen den Menschen erheben?